Nachhaltiges Büro und öko-soziale Beschaffung als Prozess - Interview mit der Stadtverwaltung Frankenthal
15889
portfolio_page-template-default,single,single-portfolio_page,postid-15889,bridge-core-1.0.5,ajax_fade,page_not_loaded,,qode-title-hidden,qode-theme-ver-18.1,qode-theme-bridge,disabled_footer_top,qode_header_in_grid,wpb-js-composer js-comp-ver-6.0.2,vc_responsive

Über dieses Projekt

Foto: Büro­ma­te­ria­li­en (Bild von Free-Pho­to auf Pixabay)

Die Stadt Fran­ken­thal (Pfalz) beschäf­tigt sich bereits seit 2012 mit dem The­ma öko-sozia­le Beschaf­fung und darf sich seit 2017 Fai­t­ra­de-Stadt nen­nen. Sie setzt damit ein Zei­chen für Kin­der- und Arbeits­rech­te, Geschlech­ter­ge­rech­tig­keit sowie die Stär­kung von Kleinbäuer*innen. Ins­be­son­de­re beim Ein­kauf der Büro­ma­te­ria­li­en wur­de in der Ver­gan­gen­heit auf die Ein­hal­tung öko-sozia­ler Kri­te­ri­en geach­tet. Beim The­ma nach­hal­ti­ges Büro ist Fran­ken­thal des­halb gut auf­ge­stellt: Die Stadt­ver­wal­tung Fran­ken­thal mie­tet seit Jah­ren zer­ti­fi­zier­te Kopier­ge­rä­te an und nutzt für ihre poli­ti­schen Gre­mi­en aus­schließ­lich mit dem Blau­en Engel bzw. mit dem EU-Eco­la­bel aus­ge­zeich­ne­tes Papier.

 

  1. Wie sind Sie in der Stadt­ver­wal­tung an das The­ma Nach­hal­tig­keit her­an­ge­tre­ten? Gab es eine Umstel­lung auf eine öko-sozia­le Beschaffung? 

 

Die Ein­füh­rung der öko-sozia­len Beschaf­fung beruht im Wesent­li­chen auf zwei Beschlüs­sen des Stadtrates.

Bereits 2013 wur­de fest­ge­legt, Maß­nah­men ein­zu­lei­ten, die eine Aner­ken­nung als „Fai­re-Trade-Stadt“ ermög­li­chen. In die­sem Zusam­men­hang for­cier­te die Stadt­ver­wal­tung die Beschaf­fung von fair gehan­del­ten Pro­duk­ten in kom­mu­na­len Ein­rich­tun­gen. Die Stadt Fran­ken­thal (Pfalz) wur­de dar­auf­hin 2017 als Fair­trade-Stadt aus­ge­zeich­net. Ein wesent­li­cher Bei­trag stammt hier­bei von enga­gier­ten Ver­tre­tern der Bür­ger­schaft, wel­che die Aus­zeich­nung ermög­licht haben und wei­ter­hin unterstützen.

Der Stadt­rat erklär­te zudem 2019 die Bekämp­fung und Ein­gren­zung der Ursa­chen der Kli­ma­kri­se und die Bewäl­ti­gung ihrer schon jetzt abseh­ba­ren Fol­gen zur Auf­ga­be von höchs­ter Prio­ri­tät. Die Bedeu­tung der öko-sozia­le Beschaf­fung wur­de hier­durch erneut hervorgehoben.

 

  1. Wel­che Aspek­te gehö­ren zum nach­hal­ti­gen Büro? Was war Ihnen beson­ders wichtig?

Der Begriff „nach­hal­ti­ges Büro“ ist sehr viel­sei­tig. Ein wesent­li­cher Bestand­teil ist die Berück­sich­ti­gung öko-sozia­ler Stan­dards bei der Beschaf­fung. Zu einem nach­hal­ti­gen Büro gehört aber vor allem der spar­sa­me Umgang mit Res­sour­cen wie z.B. Strom oder Papier.

Gera­de der Ver­brauch von Papier ist zum aktu­el­len Zeit­punkt noch sehr hoch in einer Ver­wal­tung. Die Ein­hal­tung öko-sozia­ler Stan­dards in die­sem Bereich ist des­halb von beson­de­rer Bedeutung.

 

  1. Womit emp­fiehlt es sich, eine Umstel­lung auf eine öko-sozia­le Beschaf­fung beim Büro­be­darf zu begin­nen? Gibt es Berei­che, die leicht umzu­set­zen sind?

Die Beschaf­fung von zer­ti­fi­zier­ten Lebens­mit­teln und Geträn­ken, bes­ten­falls sogar aus der Regi­on, zur Ver­pfle­gung bei Sit­zun­gen und Ver­an­stal­tun­gen in den Ver­wal­tungs­ge­bäu­den gestal­tet sich ver­hält­nis­mä­ßig ein­fach und wirbt gleich­zei­tig für zer­ti­fi­zier­te Pro­duk­te bei den Mit­ar­bei­tern und Bespre­chungs­teil­neh­mern. In die­sem Zusam­men­hang haben sich auch Ver­kos­tungs­ak­tio­nen bewährt, um auf das The­ma auf­merk­sam zu machen und auch Bür­ge­rin­nen und Bür­ger auf den Geschmack zu brin­gen. Zwi­schen­zeit­lich gibt es sogar eine fair gehan­del­te Scho­ko­la­de mit einem eigens für Fran­ken­thal design­ten Logo, die für Auf­merk­sam­keit wirbt und auch ger­ne als klei­nes Prä­sent ver­schenkt wird.

 

  1. Was sind Schwie­rig­kei­ten, die bei einer Umstel­lung auf öko-sozia­le Kri­te­ri­en auf­tre­ten kön­nen bzw. was ist bei Ihnen auf­ge­tre­ten und wie sind Sie damit umgegangen?

Wesent­li­che Her­aus­for­de­run­gen bei der öko-sozia­len Beschaf­fung sind die feh­len­den gesetz­li­chen Stan­dards. Eine Berück­sich­ti­gung von Kri­te­ri­en kann mit zusätz­li­chen Kos­ten ver­bun­den sein, die recht­lich nicht begrün­det wer­den kön­nen. Dies ist ins­be­son­de­re für ver­schul­de­te Kom­mu­nen eine beson­de­re Herausforderung.

Es ist des­halb sinn­voll zuerst den Markt zu sich­ten und zu Beginn der Umstel­lung Pro­duk­te ein­zu­kau­fen, die wirt­schaft­li­che und öko-sozia­le Aspek­ten mit­ein­an­der vereinen.

 

  1. Was sind Ihre wei­te­ren Plä­ne? Gibt es kon­kre­te Vor­ha­ben im Bereich der Nachhaltigkeit?

Unser Ziel ist der kon­ti­nu­ier­li­che Aus­bau der öko-sozia­len Beschaf­fung über alle Berei­che der Ver­wal­tung hin­weg. Hier­für wer­den in Kür­ze Work­shops für die Mit­ar­bei­ter ange­bo­ten wer­den. Wir hof­fen, dass wir die Ent­wick­lung beschleu­ni­gen und einen zusätz­li­chen Bei­trag für eine nach­hal­ti­ge Zukunft leis­ten können.

Kategorie
Praxisbeispiele